Spätestens im Jahr 2019 ist der Modetrend „Skandinavien“ kaum noch zu übersehen. Nicht nur bei der Kleidung, auch in den Wohnzimmern und Küchen dieses Landes finden ästhetische Elemente aus den nordischen Ländern Platz. Warum ist das so?
Gemütlichkeit in ungemütlichen Zeiten
Jetzt, da skandinavische Mode in Deutschland immer beliebter wird, wollen viele auf der Trendwelle mitschwimmen und das Geheimnis hinter der neuen Ästhetik erfahren. Soziologisch würde man folgendermaßen an die Sache herangehen: Was verkörpert skandinavische Mode, was keine andere Kleidung der Welt auf die gleiche Art verkörpert? Und welche psychologische Funktion erfüllt das, vielleicht sogar unterbewusst? Bei skandinavischer Inneneinrichtung ist man sich da mittlerweile einig: Ein minimalistischer Stil und ein Rückgriff auf Naturrohstoffe symbolisiert eine gewisse Form von Rückkehr zur Natur und sorgt für ein Gefühl der Ruhe und Gemütlichkeit.
Da die moderne Welt mit all ihren Phänomenen von Monat zu Monat immer schneller und vor allem technischer zu werden scheint, sehnen sich viele Menschen offenkundig nach etwas Einkehr. Auch die Natur drängt immer mehr ins Bewusstsein der Menschen, was sich auch an der skandinavischen Mode – die stark an natürliche Rohstoffe wie Felle angelehnt ist – abzeichnet. Nachhaltigkeit ist ein großer Trend der Moderne, der sich nicht einfach psychologisch-unterbewusst erklären lässt. Hier haben auch handfeste, rationale Argumente ihre Finger im Spiel.
Vielen Menschen ist in den vergangenen Jahren bewusst geworden, dass ihr Lebensstil eine erhebliche Rolle bei der Zerstörung der Natur spielt. Mit einem bewussten Kauf von nachhaltigen Materialien wollen sie ihren Beitrag dazu leisten, die nicht-nachwachsenden Rohstoffe dieser Erde zu schonen.
Minimalismus und Introspektion
Vor diesem Hintergrund ist ganz besonders der Minimalismus interessant, der in skandinavischer Ästhetik und vor allem in der Mode eine große Rolle spielt. Mützen, Schals, Jacken: Wenn Kleidungsstücke aus Skandinavien stammen, sind sie fast immer grob und einfach geschnitten, wenig verspielt und extrem effizient in der Funktion. In Mittel- und Südeuropa wird diese Einfachheit und der Verzicht auf Ornamente bei der Gestaltung immer mehr geschätzt. Das hat sowohl etwas mit Nachhaltigkeit, als auch mit einem Wandel der Lebensstile zu tun.
Wo es früher noch ein Ausdruck von Wohlstand war, viel zu besitzen und diesen Besitz auch zu zeigen, ist jetzt Zurückhaltung und Demut das Gebot der Stunde. Wer mit wenig zurechtkommt, gilt als bewusst lebender Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist. In dieses neue Bewusstsein grätscht die skandinavische Mode perfekt rein und schafft einen neuen Absatzmarkt, der sich gerade erst beginnt, richtig zu entwickeln.
Trends sind nie zufällig, manchmal braucht es nur einen scharfen Blick auf das, was sie verkörpern. Das ist nicht nur interessant für die Unternehmen, die eine Trendwelle mitnehmen wollen, sondern letztendlich auch für die Kunden, die ihren Konsum hinterfragen.