Kaum eine andere Sportart – wenn man sie denn so nennen möchte – hält sich seit Jahren so wacker in westlichen Gesellschaften wie Yoga. Das hat seinen Grund, denn Yoga ist weit mehr als eine Aneinanderreihung von Fitnessübungen. Die meditative Komponente sorgt für innere Ausgeglichenheit und beugt typischen modernen Belastungssymptomen wie Haltungsproblemen oder stressbezogenen, psychischen Krankheiten vor.
Damit Yoga seine volle Wirkung entfalten kann, muss es jedoch – wie auch bei der reinen Meditation – über einen längeren Zeitraum geübt werden. Weitere Voraussetzungen braucht es für Yoga jedoch nicht, jeder kann sofort damit anfangen.
Yoga – Eine Mischung aus Meditation und Sport
Für viele Menschen in unserer heutigen Zeit ist es eine echte Herausforderung, sich einen Moment der Ruhe zu gönnen. Schon der Versuch, nur bei sich selbst zu sein, sorgt bei gestressten Menschen zu einem regelrechten Gedankenkreisen. Das Gehirn ist derartig auf ständige Reize konditioniert, dass es in einer reizarmen Umgebung oder bei geschlossenen Augen die Impulse von selbst vorantreibt: Habe ich heute alles gemacht, was ich schaffen wollte? Habe ich jetzt wirklich Zeit für Entspannung?
Menschen, denen es schwer fällt, sich auf Yoga einzulassen, können mit einem entsprechenden Setting ein wenig Nachhelfen. Auch wenn Yoga tendenziell überall und ohne weiteres Zubehör ausgeübt werden kann, hilft entsprechende Yoga Kleidung beim Sich-Einstimmen auf den Moment der Ruhe. Viele Menschen schwören auch auf einen speziell für das Üben eingerichteten Raum mit gedämpfter Lichtstimmung, Räucherstäbchen oder einen beruhigenden, atmosphärischen Musik.
Solche minimalen Sinnesreize können helfen, dem überlasteten Kopf einen Fokuspunkt zu geben, auf den er sich konzentrieren kann. Nach einer Weile wird sich ein Effekt einstellen, der Autosuggestion heißt: Schon beim Riechen des Räucherstäbchens oder beim Anziehen der Kleidung fährt der Blutdruck herunter und der Kopf weiß: Jetzt darf entspannt werden.
Wie finde ich zu innerer Ruhe?
Auch wenn ernsthaft betriebenes und regelmäßiges Yoga durchaus zu körperlicher Fitness führen kann, hat es sich in seiner modernen Variante vor allem aus einer traditionellen Meditationstechnik heraus entwickelt. Yoga-Experten werden deswegen nicht müde zu betonen, wie wichtig die Atmung beim Yoga ist. Auch das hat einen Effekt, der Körper und Geist gleichermaßen zueinanderführt: Unsere Atmung beschleunigt sich normalerweise, wenn wir aufgeregt sind.
Durch das bewusste, langsame Ein- und Ausatmen übernehmen wir mental wieder die Kontrolle über den Körper und signalisieren Ruhe und Entspannung. Gerade diese einfachste aller Körperfunktionen überhaupt – das Atmen – ist deswegen in seiner psychologischen Umkehr manchmal so schwer zu beherzigen. Wir sind es gewohnt, dass Atmung automatisch und unterbewusst gesteuert wird, damit der Kopf Platz für die vermeintlich wichtigen Dinge des Lebens hat.
Indem wir unsere Aufmerksamkeit von solcherlei Dingen weg auf die zentralen Körperfunktionen lenken, kehren wir ebenfalls das Kontrollprinzip zwischen Körper und Psyche um. Es ist deswegen überhaupt nicht weit hergeholt, wenn erfahrene Yogi berichten, sie hätten durch Yoga „zu sich“ gefunden.
Das Gefühl, dass sich nach einer Weile einstellt – nämlich durch Konzentration eine Kontrolle über eigene körperliche und geistige Zustände ausüben zu können – kann für moderne Menschen, die das nicht gewohnt sind, unter Umständen regelrecht überwältigend sein. Sie erfahren (wieder): Ich bin mein eigener Herr.